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Vergleich mit Modellrechnungen

 

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Abbildung:   Extrahierte Flußparameter für Baryonen bei PM3: Die Parametrisierung der azimutalen Verteilungen erfolgte nach Gleichung 4.2. Die auf die Ungenauigkeit der Reaktionsebenenbestimmung korrigierten Parameter tex2html_wrap_inline2505 und tex2html_wrap_inline2507 sind für die verschiedenen eingesetzten Tracking-Programme und für das IQMD-Modell dargestellt. Aufgrund mangelnder Statistik können die Deuteronen und Tritonen nicht über den gesamten Rapiditätsbereich gezeigt werden. Die Fehlerbalken geben nur den statistischen Fehler wieder. Aus den Unterschieden zwischen den einzelnen Tracking-Programmen läßt sich aber der systematische Fehler abschätzen. Die Daten werden im Rahmen dieser Fehler durch das Modell sehr gut reproduziert.

Weil in dieser Arbeit die Flußeffekte der Pionen im Vordergrund stehen, wird für einen Modellvergleich das IQMD-Modell [Har93, Bas93a] herangezogen. Es behandelt explizit die Pionenproduktion über die tex2html_wrap_inline2021 -Resonanz. Die folgenden Prozesse werden im Modell berücksichtigt:

Mit Hilfe der im vorherigen Kapitel vorgestellten Messungen der Flußeffekte der Pionen und Wasserstoffisotope lassen sich die diesbezüglichen Voraussagen dieses Modells erstmals in einem großen Bereich des Phasenraums überprüfen.

Für diesen Vergleich wurden die experimentellen Flußparameter tex2html_wrap_inline2505 und tex2html_wrap_inline2507 mit den in Tabelle 4.2 angegebenen Faktoren korrigiert. Eine Abschätzung des systematischen Fehlers ergibt sich aus der Verwendung der drei verschiedenen Tracking-Programme, die, wie in Kapitel 3.2 erläutert, mit grundverschiedenen Ansätzen arbeiten. Mit Hilfe der in Kapitel 3.3 vorgestellten Simulationen wurde die in Abbildung 4.2 unten gezeigte Einteilung in PM-Klassen für die Modelldaten vorgenommen. Die Modelldaten wurden sowohl durch einen geometrischen als auch durch einen zweidimensionalen Schnitt in der Transversalimpuls-Rapiditäts Verteilung an die Detektorakzeptanz angepaßt.

Die Parametrisierung der experimentellen und modellierten azimutalen Verteilungen der Baryonen bei PM3 und PM5 sind in Abbildung 5.1 und 5.2 gezeigt. Die Resultate, die mit den verschiedenen Tracking-Programmen erzielt werden, zeigen eine sehr gute Übereinstimmung untereinander. Wegen mangelnder Statistik können die Deuteronen und Tritonen nicht über den gesamten Rapiditätsbereich gezeigt werden.

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Abbildung:   Extrahierte Flußparameter für Baryonen bei PM5: Wie in Abbildung 5.1 stimmen die Modelldaten mit den experimentellen Daten gut überein. Allerdings zeigen die experimentellen Daten eine stärkere Änderung in der tex2html_wrap_inline2505 -Komponente beim Übergang von PM3 zu PM5.

Die tex2html_wrap_inline2505 -Komponente ist bei Midrapidität für Protonen und Deuteronen leicht positiv, was daraufhin deutet, daß es hier schwache Verluste in der Reaktionsebene gibt. Der Fluß in die Reaktionsebene wird vom IQMD-Modell sowohl bei PM3 als auch bei PM5 sehr gut reproduziert. Der Unterschied in der tex2html_wrap_inline2505 -Komponente zwischen PM3 und PM5 ist aber in den experimentellen Daten größer als im Modell. Für einen Vergleich der Flußeffekte von Tritonen stand keine ausreichende Statistik an Modelldaten zur Verfügunggif.

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Abbildung:   Extrahierte Flußparameter für Pionen: Die Probleme mit den Pionen spiegeln sich in den größeren Unterschieden zwischen den Tracking-Programmen wider. Die Trends sind dennoch eindeutig. Negative Pionen zeigen in peripheren Stößen keinen ausgezeichneten Fluß in die Reaktionsebene. In zentralen Stößen tritt ein zu den Baryonen korrelierter Fluß in die Reaktionsebene auf. Positive Pionen zeigen in peripheren Stößen eine Antikorrelation zum Fluß der Baryonen. Dieses Flußverhalten kehrt sich in zentralen Stößen um. Die Daten werden im Rahmen der systematischen Fehler vom IQMD-Modell gut reproduziert. Lediglich die Emission positiver Pionen senkrecht zur Reaktionsebene in peripheren Stößen wird überschätzt. Auch ist die Fokussierung der negativen Pionen in die Reaktionsebene in zentralen Stößen nicht so stark ausgeprägt.

In Abbildung 5.3 sind die extrahierten Flußparameter der Pionen für PM3 und PM5 dargestellt. Aufgrund der größeren systematischen Fehler, die sich durch den Einsatz verschiedener Tracking-Programme abschätzen lassen, streuen die Werte stärker als bei den Baryonengif. Trends lassen sich zumindest qualitativ dennoch ablesen:

In peripheren Kollisionen zeigen negative Pionen im IQMD-Modell bei allen Rapiditäten keine Flußkomponente tex2html_wrap_inline2505 in die Reaktionsebene. Die Daten zeigen ein ähnliches Verhalten, eine Andeutung einer Antikorrelation. Der ''Squeeze-Out'', der sich in der tex2html_wrap_inline2507 -Komponente zeigt wird in der richtigen Höhe wiedergegeben. Auch daß die bevorzugte Emission in allen Rapiditätsbereichen senkrecht zur Reaktionsebene stattfindet, wird im Modell reproduziert. In zentraleren Kollisionen weisen negative Pionen sowohl im Modell als auch in den experimentellen Daten eine Korrelation mit dem Nukleonenfluß in die Reaktionsebene auf. Aber die im Modell durch die negativen tex2html_wrap_inline2507 -Werte vorhergesagte Fokussierung in die Reaktionsebene läßt sich aus den Daten nicht ablesen.

Die Streuung der Werte ist bei positiven Pionen größer als bei negativen. Zudem ist die Hough-Transformation wegen der in Kapitel 3.3 beschriebenen Probleme für positive Pionen nicht einsetzbar. Trotzdem läßt sich in peripheren Kollisionen eine klare Antikorrelation zum Fluß der Baryonen in die Reaktionsebene sehen, die vom Modell beschrieben wird. Das ''Squeeze-Out'' Verhalten ist aber in den Daten erheblich schwächer als im Modell. In zentralen Stößen kehrt sich der Fluß der positiven Pionen um und korreliert mit dem Fluß der Baryonen. Auch die tex2html_wrap_inline2507 -Komponente stimmt im Rahmen der Fehler überein.

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Abbildung:   R tex2html_wrap_inline2005 /R tex2html_wrap_inline2007 bei Midrapidität für Pionen als Funktion des Transversalimpulses, Vergleich mit KAOS und IQMD: Die Daten des 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektors zeigen für negative Pionen eine gute Übereinstimmung mit den Daten des Kaonenspektrometers KAOS. Für positive Pionen zeigen die Daten des 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektors eine schwächere Emission senkrecht zur Reaktionsebene an. Im Gegensatz zum IQMD-Modell deuten die Daten eine lineare Abhängigkeit vom Transversalimpuls an. Auch unterschätzt das Modell das Verhalten der negativen Pionen.

Die Transversalimpulsabhängigkeit des Pionenflusses senkrecht zur Reaktionsebene bei Midrapidität ist in Abbildung 5.4 für PM3 gezeigt. Zum Vergleich wurden neben der theoretischen Kurve aus dem IQMD-Modell [Bas93b] auch existierende experimentelle Daten des Kaonenspektrometers KAOS [Sen93] eingezeichnet. Die Pionendaten von KAOSgif wurden auf die angegebene Unsicherheit der Reaktionsebenenrekonstruktion von tex2html_wrap_inline2847 korrigiert. Der Multiplizitätsbereich MUL2-MUL3 entspricht einer peripheren Stoßparameterselektion [Bri93b].

Die Messungen des 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektors stimmen mit den Daten von KAOS für negative Pionen gut überein. Das Verhältnis tex2html_wrap_inline2753 wird durch das Modell unterschätzt. Vor allem der vorhergesagte Übergang von einer bevorzugten Emission senkrecht zur Reaktionsebene zu einer Emission in die Reaktionsebene läßt sich weder für negative noch für positive Pionen beobachten. Für positive Pionen ist die Übereinstimmung zwischen dem 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektor und KAOS nicht ganz so gut. Die Daten des 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektors liegen etwas niedriger, entsprechen aber im Rahmen der statistischen Fehler der Vorhersage des IQMD-Modells. Die KAOS-Daten werden dagegen unterschätzt. Auch legen diese Daten einen eher linearen Verlauf der Kurve nahe.

Im IQMD-Modell ist es möglich, die eingangs erwähnten Prozesse der Deltaproduktion und -Absorption zu aktivieren bzw. deaktivieren. Auf diese Weise können die Einflüsse der einzelnen Kanäle auf die Flußeffekte der Pionen studiert werden. Bei Unterdrückung der Pionenabsorption tex2html_wrap_inline1989 N tex2html_wrap_inline2019 tex2html_wrap_inline2027 wurde kein ''Squeeze-Out'' beobachtet [Bas93b]. Daraus würde sich die Absorption in Kernmaterie als der Mechanismus darstellen, der zur bevorzugten Emission senkrecht zur Reaktionsebene führt. Danach würde das unterschiedliche Flußverhalten der geladenen Pionen beim Übergang von peripheren zu zentralen Kollisionen durch die verschiedene Menge an Spektatorenmaterie erklärt. Das ursprüngliche Flußverhalten der Pionen wäre demnach in zentralen Ereignissen zu beobachten, wo sie den Fluß der tex2html_wrap_inline2027 -Resonanzen widerspiegeln, der, da es sich um angeregte Nukleonen handelt, mit dem Nukleonenfluß korreliert sein sollte. Dieser Effekt wird in den zentralen PM5-Ereignissen beobachtet. Durch die Anwesenheit größerer Mengen an Spektatorenmaterie in peripheren Stößen werden diese Pionen absorbiert. Damit beruht der ''Squeeze-Out'' der Pionen nicht auf einer Kompression der Kernmaterie wie der Squeeze-Out der Nukleonen. Aus der Stärke dieses Effektes bei Pionen läßt sich somit keine Aussage über die Kompressibilität von Kernmaterie ableiten. Er ist aber ein Maß für die Absorption von Pionen in Kernmaterie.

Dagegen wird der Fluß in die Reaktionsebene durch Streuung der Pionen an der Spektatorenmaterie verursacht, wie eine Deaktivierung der Deltaabsorption tex2html_wrap_inline2027 N tex2html_wrap_inline2019 NN zeigte. Durch diese Deaktivierung wird lediglich die Pionenabsorption nicht aber die Pionenstreuung unterdrücktgif. Der Grund für die Antikorrelation beim Fluß in die Reaktionsebene in peripheren Ereignissen wäre demnach eine Rückstreuung der Pionen an der vorhandenen Spektatorenmaterie. Durch die Coulomb-Wechselwirkung zeigt sich dieser Effekt für positive Pionen stärker als für negative, da letztere von den Nukleonen der Spektatorenmaterie angezogen werden, während positive Pionen abgestoßen werden.

Trotz dieser anders gearteten Mechanismen, die das Flußverhalten der Pionen bestimmen, zeigen sie eine von den Baryonen bekannte Transversalimpulsabhängigkeit der Stärke des ''Squeeze-Out''. Pionen, die senkrecht zur Reaktionsebene emittiert werden, werden weniger oft gestreut und behalten auf diese Weise ihren ursprünglichen Transversalimpuls. In die Reaktionsebene emittierte Pionen werden dagegen häufiger gestreut und verlieren dadurch Energie. Die unter 90 tex2html_wrap_inline2073 /270 tex2html_wrap_inline2073  emittierten hochenergetischen Pionen geben deshalb ähnlich wie die Baryonen das am wenigsten verfälschte Bild über die heiße Reaktionszone wieder. Allerdings konnte der im Modell vorhergesagte Übergang in eine bevorzugte Emission in die Reaktionsebene bei Transversalimpulsen unterhalb von 200MeV/c in den Daten nicht gefunden werden. Die unterschiedliche Stärke der Emission senkrecht zur Reaktionsebene stammt von der Coulomb-Wechselwirkung. Bezüglich des Unterschieds zwischen positiven und negativen Pionen gibt es aber einen Widerspruch zwischen den Messungen von KAOS und dem 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektor. Die Daten des 4 tex2html_wrap_inline1989 -Detektors zeigen bei Transversalimpulsen bis 400MeV/c einen stärkeren ''Squeeze-Out'' Effekt für negative Pionen. Zwischen 400MeV/c und 500MeV/c ist der Effekt etwa gleichgroß. Die KAOS-Daten zeigen dagegen in allen Transversalimpulsbereichen eine stärkere Emission der positiven Pionen senkrecht zur Reaktionsebene und folgen damit der Voraussage des IQMD-Modells über die relative Stärke.

Die in dieser Arbeit gezeigten Verteilungen bestätigen durch die Übereinstimmung mit den Modellrechnungen die grundlegenden Annahmen des Modells bezüglich der Mechanismen, die für die Flußeffekte dert Baryonen und der Pionen verantwortlich sind.. Im Detail sind aber bei den Pionen noch Abweichungen zu erkennen, deren Verständnis weiterer Untersuchungen bedarf: Das Flußverhalten der negativen Pionen ist als Funktion des Transversalimpulses in den experimentellen Daten ausgeprägter als im Modell. Auch ist die tex2html_wrap_inline2507 -Komponente für positive Pionen in peripheren Stößen in den experimentellen Daten schwächer als in den Rechnungen. Dieses Verhalten widerspricht der Argumentation mit der Coulomb-Wechselwirkung. In zentralen Stößen wird im Modell für negative Pionen eine Fokussierung in die Reaktionsebene vorausgesagt. Die Daten zeigen dagegen eine positive tex2html_wrap_inline2507 -Komponente und damit eine sehr breite Verteilung.


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Chris Pinkenburg
Fri Aug 23 16:35:45 CST 1996